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Einladung zum Tanz - Die Espe

Wie die Espe mich an vergessene Qualitäten erinnert

Mädchen mit weißem Kleid in der Wiese

 

Immer wenn ich bei meinen Spaziergängen an der jungen Espe am Waldesrand vorbeikomme, fühle ich mich zum Tanz aufgefordert. Ihre Blätter rascheln verheißungsvoll im Wind und ihre ganze Statur sieht nach Lebenslust und Bewegung aus. 

 

Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihr ein wenig langweilig ist. Denn sie ist die einzige ihrer Art in diesem Fleckchen Wald. Alle anderen Bäume sind älter und ruhiger. Mir scheint sie freut sich, wenn ich sie besuche und mich ein wenig mit ihr unterhalte. Und auch ich freue mich meist schon vor meinem Spaziergang auf eine Begegnung mit ihr. Jetzt im Herbst zieht sich auch ihre Kraft langsam zurück und sie bereitet sich auf den Winterschlaf vor. Aber noch kann ich ihre Lebenslust wahrnehmen.

 

Und ja, ich fühle mich wirklich zum Tanz aufgefordert. Ein wenig ziere ich mich noch. Es kommen doch eine ganze Menge Spaziergänger, Hundebegleiter und Radler dort vorbei. Und es ist mir ein wenig peinlich, einfach über die Wiese zu tanzen. Denn so manches Mal habe ich Spaziergänger schon allein dadurch erschreckt, dass ich ruhig und lauschend im Wald stand - in inniger Verbindung mit einem Baum, einem Tier- oder Fabelwesen. So mancher Hund war verunsichert und baute sich bellend vor mir auf. Was würde geschehen, wenn ich jetzt einfach über die Wiese tanzte, vielleicht noch einen Ast der Espe haltend?

 

Vielleicht teste ich das demnächst einmal aus. Derweil aber tanze ich innerlich mit der Espe. Lasse mich berühren von ihrer spielerischen Leichtigkeit und Freude. Wirble in meiner Vorstellung wie ein junges Mädchen im Kreis herum. Ein weißes Kleid habe ich dabei an und das Sonnenlicht hat etwas magisches und weißgoldenes. Egal wie das Wetter tatsächlich ist und ungeachtet dessen, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt bereits 44 Jahre alt bin - in meinem inneren Bild fühle ich mich immer wie ein junges Mädchen und das Wetter ist immer frühlingshaft. 

 

Fast scheint mir die Espe die Botin für die archetypische Kraft der jungen Frau in mir. Über diese archetypischen Kräfte schreibe ich in meinem SpiritualLifeBlog.

 

Jetzt, da ich mir Zeit nehme über die Besonderheit der Begegnungen mit der Espe zu schreiben, fällt mir auf, wie ungeheuer kraftvoll das Bild ist, das sie in mir weckt. Welch lebendige Botin für unschuldige Lebensfreude und jugendliche Entdeckerfreude sie ist. Wie schön es ist, in diese unverstellte Freude einzutauchen, in der es noch kein Wenn und Aber gibt, keine warnenden Gedanken, keine Abgeklärtheit - nur Vertrauen in das Leben, in mich, meinen Körper und das Licht in der Welt. Das ist herrlich und erfüllt mein Herz mit unbändiger Wärme und Freude, mit tiefer Dankbarkeit für die Erinnerung an meine frühere Kraft. Eine Kraft, die jedes Mal wiedererwacht, sobald ich an der Espe vorbeikomme und ihr mein Herz öffne. Was für ein Geschenk!

 

Danke, liebe Tänzerin, liebe Espe! Mögest du glücklich und frei sein und all die Wertschätzung erfahren, die du brauchst!

 

Hast auch du so einen "Erinnerungsbaum"?

Neugierige Grüße und alles Liebe,

deine Inga

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